Weinbaumuseum am Abend feiert Doppel-Geburtstag

Die Königin der Rebsorten, der Riesling & die Spätlese werden gebührend gewürdigt

Die erste Erwähnung des Rieslings ist 590 Jahre her, auf einer Rechnung vom 13. März 1435 in Rüsselsheim.

Die Spätlese wurde vor 250 Jahren „entdeckt“, als der Spätlesereiter zu lang unterwegs war und die Trauben bei der Lese das Extraquäntchen Reife vorwiesen – schön nachzulesen im Rheingaucomic „Karl, der Spätlesereiter“ der in einer neuen Ausgabe mit zusätzlichen Erläuterungen herausgegeben wurde. Wenn das kein Anlass zum Feiern ist, dachte sich Hendrik Ruitenberg, Ehrenamtlicher im Weinbaumuseum und treibende Kraft hinter der Veranstaltung „Weinbaumuseum am Abend“ – die ihrerseits immerhin den 10. Geburtstag bereits hinter sich hat.

Für den letzten Donnerstag im Juli hatte Ruitenberg daher eine besondere Probe zusammengestellt: Riesling, mit einem besonderen Augenmerk auf die Spätlese, und der neue alte Karl lag auch zum Blättern parat.

Den Anfang machten zwei Weine von den Winzerfreunden Rüsselsheim e.V., die seit 1980 auf 800 Quadratmetern einen historischen Weinberg betreiben. Der Wein wird beim Weingut Künstler ausgebaut.

Der erste Vorsitzende Horst Schneider und der zweite Vorsitzende Ralf Keil waren gerne der Einladung Ruitenbergs gefolgt, um ihren Verein und die beiden Weine vorzustellen: einen 2023er trockenen Riesling sowie eine „Spätlese“ – es sind alles Landweine, doch dieser ist spät gelesen – von 2018. Auch einen informativen Bildband über den Verein hatten sie dabei, in dem man die jedes Jahr von anderen Künstlern gestalteten Etiketten bewundern konnte.

Ruitenberg ist tief im eigenen Keller abgetaucht und hat ein 2011er I-Tüpfelchen vom Weingut Sack gefunden, selbst (mit)gelesen. Darüber hinaus gab es Lieblingsweine, wie der 2022er Flörsheimer Herrnberg alte Reben Spätlese vom Weingut Baison und der 2023er Stone Egg, der Wein aus dem Granit-Ei vom Weingut Im Weinegg.

Als Vertreter des Rieslings im Ausland durfte ein niederländischer Wein vom Weingut Apostelhoeve in Maastricht natürlich nicht fehlen, ein 2023er.

Aus Sachsen kam eine VDP Erste Lage vom Weingut Schloss Proschwitz in Meißen, ebenfalls 2023.

Der verspätete Spätlesereiter ist auf alle Zeiten verknüpft mit dem Weingut Schloss Johannisberg, weshalb ein 2023er Schloss Johannisberg Riesling Grünlack Spätlese VDP Große Lage selbstverständlich auch auf der Liste stand.

Aus den Schatzkammern der Winzer durften die Gäste einen 2018er GG – VDP GroßeLage Hochheimer Kirchenstück und einen 2018er Rüdesheimer Berg Roseneck Riesling Spätlese vom Weingut Künstler genießen. Zur Krönung dieser Veranstaltung funkelte die 1990er Hochheimer Domdechaney Riesling Spätlese aus dem Schatzkeller des Domdechant Werner’schen Weinguts goldgelb in den Gläsern. Eine Aromenexplosion am Gaumen. Der Dank gilt hierbei Catharina Mauritz, die diesen edlen Topfen zur Probe begesteuert hatte, damit dieser hervorragende Wein zu pädagogischem Zwecke seinen Einsatz fand.

Die nächsten Themen sind am 28. August die „Lieblingsweine der Gäste“,
am 25. September „Weine aus Wiesbaden“ – ein Thema mit Lennart Friesenhahn vom Weingut Die Mühle, WI-Delkenheim und am 30. Oktober „Süditalien“ mit Alex Mehr.

Anbei der entsprechende Artikel aus der Hochheimer Zeitung vom 8. August 2025.